2021-04-05

Ein ungarischer Brauch am Ostermontag, der bis heute fortlebt: locsolkodás

Ein recht duftiger ungarischer Osterbrauch

Eine dufte Tradition – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes – wird am Ostermontag gepflegt. Ursprünglich wurden Mädchen im heiratsfähigen Alter von Interessenten mit einem Eimer kalten Wassers übergossen. Das kalte Wasser wich über die Jahre einigen Spritzern duftenden Eau de Colognes und das Ritual wurde auf Mädchen und Frauen jeden Alters ausgeweitet. 

Es soll dazu dienen, dass diese weniger schnell verwelken, und kann entweder mit einem Wassereimer oder mit ein paar Spritzern Parfum durchgeführt werden.
Jungen und Männer besprenkeln ihre Angebeteten, aber auch Freundinnen, Kolleginnen und Familienmitglieder mit Duftwasser.
Sie kommen vor die Tür der Damen, bitten durch einen aufgesagten „Gieß“-Spruch um Erlaubnis.


Schön angezogen erwarten sie ihre Verehrer und sind besonders stolz auf eine hohe Anzahl an Besuchern. Im Anschluss an das Ritual werden den Besuchern bunt verzierte Eier, selbstgemachtes Gebäck und ein alkoholisches Getränk angeboten.




Vokabeln

zu Ostern = húsvétkor
Ostermontag = húsvéthétfő
Duft = illat
duftig = illatos
Duftwasser = "kölni", "kölnivíz"
bemalte/verzierte Eier = festett/díszített tojások
verwelken = elhervad
locsolkodás = das Gießen/Begießen
(meg)locsol (pl. virágot) = begießen (z.B. Blumen)
Jemanden zu Ostern begießen = Valakit húsvétkor meglocsolni
locsolkodni = speziell für Ostern verwendet: herumgehen und Mädchen und Frauen in der Familie o. Bekannte usw. begießen
locsolóvers = w. Gieß|Gedicht, Gießspruch


Ein bekannter und beliebter „Gieß“-Spruch. Natürlich gibt es hiervon zahlreiche Varianten.
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Auf Deutsch in freier Übersetzung:

„Ich ging im grünen Wald,
sah blaues Veilchen,
die zu verwelken drohten.
Darf man es gießen?"




Warum die Ungarn das machen, dafür gibt es natürlich viele Interpretationen. 

Die Geläufigste ist, dass das Gießen ein Zeichen für Fruchtbarkeit sei, denn in vielen Überlieferungen werden Frauen mit Blumen verglichen. 
Ein anderer Ansatz sieht im Gießen eine Art Säuberung zum Frühlingsbeginn. Auch wenn heutzutage größtenteils die Eimer ungefüllt zuhause bleiben und die ursprüngliche Bedeutung in den Hintergrund gerückt ist, wird auf das „Gießen“ in abgewandelter Form nicht verzichtet. 
Doch statt des Wassers besprühen Jungs und Männer ihre auserkorene „Blume“, aber auch manchmal einfach die weibliche Verwandtschaft mit Parfüm.
Leider handelt es sich selten um Chanel No 5, daher kann es am Ostermontag schon mal vorkommen, dass die halbe ungarische Bevölkerung wie ein billiger Duftbaum riecht.

Lies mehr dazu -->HIER und -->HIER 

Noch mehr Vokabeln und Herkunft des Wortes "húsvét":




Das Wort weist darauf hin, dass der vierzig Tage der Fastenzeit, die dem Fest vorausgehen, am Gründonnerstag endet. 
Da dürfen wir zum ersten Mal wieder Fleisch essen, d.h. zu uns nehmen.

Ekkor, nagycsütörtökön van vége az ünnepet megelőző negyvennapos nagyböjtnek. A böjt után ezen a napon szabad először húst enni, azaz magunkhoz venni.












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